In der Winterzeit

 Die dunklen Monde verbrachten die Indianer in grosssen Lagern.

Und an den langen Winterabenden wurden alte Legenden aber auch neue Geschichten erzählt.

So wurde dann auch gleichzeitig den Kindern die Stammesgeschichte vermittelt.

Sehr schöne, aber zum Teil auch sehr ernste Geschichten. Hier sind einige davon.

Unter vielen anderen, auch meine Lieblingslegenden, von Traumfängern.

Die Legende vom Traumfänger (Lakota)

Vor langer Zeit, als die Erde noch einem jung war, sass ein alter Mann auf hohen Berg und hatte eine Vision.

In seiner Vision tauchte Iktomi, der grosse Lehrer von Weisheit, in Gestalt einer Spinne auf.

Iktomi sprach zu ihm in einer heiligen Sprache, die nur der alte Mann verstehen konnte.

Wie er so sprach, nahm Iktomi, die Spinne, den Weidenreif des Alten, an dem Federn, Pferdehaar, Perlen und andere

heilige Gegenstände befestigt waren, und begann ein Netz zu spinnen.

Er sprach zu dem Alten über den Kreislauf des Lebens....

...wie wir unser Leben als Säugling beginnen, und wir zur Kindheit fortschreiten, bis hin zum Erwachsen werden.

Zuletzt kommen wir ins Alter, in dem wir wieder Pflege brauchen wie ein Säugling, der Kreis schliesst sich damit.

Iktomi sagte: " Zu jeder Zeit unseres Lebens gibt es viele Kräfte und verschiedenen Wege,

die uns helfen können mit der Harmonie der Natur in Einklang zu kommen,

wie auch der grosse Geist uns helfen kann mit seinen wundervollen Lehren."

Iktomi gab das gesponnene Netz dem Lakota-Ältesten und sagte:

" Sieh her, dieses Netzt ist ein vollkommener Kreis, aber in seiner Mitte ist ein Loch.

Wenn Du an den grossen Geist glaubst,

wird das Netz all Deine guten Träume und Ideen festhalten und die schlechten werden durch das Loch verschwinden.

Benutze dieses Netz um Dir und Deinen Leuten bei der Verwirklichung Eurer Träume, Ideen und Visionen zu helfen."

Der Alte Mann erzählte seinem Volk von seiner Vision

und noch heute benutzen viele von uns einen Dreamcatcher als das Netz unseres Lebens.

Wir hängen sie über unser Bett, oder in unsere Häuser, um Ideen und Träume einzufangen.

Die Legende vom Traumfänger (Ojibwe/Annishnabe/Chippewa)

Vor langer Zeit, als die Welt noch jung war,

lebten alle Menschen der Ojibwe in einer Gegend, die man Turtle Island nennt.

Und seit damals erzählen die Alten die Geschichte, wie Asibikaashi, die Spinnenfrau, Wanabozhoo half,

die Sonne zurück zu den Menschen zu bringen.

Bis heute baut Asibikaashi ihr Heim vor Sonnenuntergang

und wenn Du im Morgengrauen aufwachst, halte Ausschau nach ihrem Heim.

Dann wirst Du dieses Wunder sehen, wie sie das Licht der Sonne einfing in Tau, der ihr Heim bedeckt.

Asibikaasi kümmerte sich um ihre Kinder, die Menschen von Turle Island, und tut das noch heute.

Als der Stamm der Ojibwe nach den vier Ecken der Welt zog um eine Prophezeiung zu erfüllen,

wurde es Asibikaashi schwer, all die Wiegen ihrer Ojibwe-Kinder zu erreichen.

So lehrte sie all die Mütter, Schwestern und Grossmütter, das magische Netz für die Babies zu weben,

aus Weidenreifen und Sehnen oder Garn, das sie aus Pflanzen gemacht hatten.

Sie kam zu den Frauen der Ojibwe und sprach: “ Ich will Euch meine Medizin lehren.”

Die Verwirrungen des Lebens kommen nicht aus dem Menschen selbst,

denn wenn er geboren wird, liegt vor ihm ein gutes, im Geistigen begründetes Leben.

Jene Geister um Euch herum, die nicht in Harmonie leben, möchten, das die Menschen zugrunde gehen.

Es sind die bösen Geister, die dem Chaos entstammen und sie suchen Euch heim, wenn ihr schlaft.“

Während Asibikaashi sprach,

nahm sie einen Zweig aus Weide, wand ihn zum Reif und begann mit Spinnweb ihn zusammenzuweben.

Sie fuhr fort zu sprechen: Eure Kinder sollen geschützt werden von den Elementen, die um uns sind.

So sucht eine Feder, vom Adler für einen Sohn, von der weisen Eule für eine Tochter und flechtet sie in das Netz.

Die Feder ist die Luft, die Ihr zum Atmen braucht und auch die Geister der Lüfte sind sie.

Dann sucht einen Stein, der den Geist der Erde in sich trägt und bindet ihn an den Reif.

Und sucht eine Muschel, die den Geist des Meeres in sich trägt und den ihr flüstern hört in ihr.

Zum Schluss legt die Perlenschnur in das Gewebe.

Diese Perlen wurden im Feuer gehärtet und sie tragen in sich den Geist des Feuers.

Nun nehmt diesen Fänger der Träume, der die Kräfte von Erde, Wind, Feuer und Wasser in sich trägt.

Hängt ihn über die Wiegen der Kinder und über Eure Lager und Ihr werdet gut ruhen.

Das Netz hat die Form eines Kreises, so wie die Sonne tagtäglich über den Himmel zieht.

Der Fänger der Träume filtert all die bösen Träume aus der Luft und lässt nur die guten durch,

damit nichts Böses die kleinen Seelen der Kinder zu schädigen vermag.

Ein kleines Loch ist in der Mitte, dort schlüpfen die guten Träume durch.

Die bösenTräume, fangen sich im Netz von Asibikaashi und zerschmelzen in den ersten Strahlen der aufgehenden Sonne.

Wenn wir Asibikaashi die Spinne sehen, sollen wir keine Furcht vor ihr haben, aber sie achten und beschützen.

Ihr zu Ehren haben die Traumfänger meist acht Ankerfäden, so wie sie acht Beine hat.

Traumfänger der Aborigines

Unabhängig von den nordamerikanischen Indianern benutzten auch die Aborigines,

die australischen Ureinwohner, einen Traumfänger.

Bei ihnen wird ein Streifen glatter Tierhaut zu einem kreisrunden Rahmen genäht,

mit dem dann ein entsprechend großes Spinnennetz aus Natur, mit einer schnellen Bewegung eingefangen wird.

Durch ein vorher in den Rahmen eingeriebenes Aromaöl bleibt das Netz haften.

Am Abend, im Kreis der Stammesmitglieder,

wird mit diesem sehr zerbrechlichen Gebilde ein ritueller Traumtanz durchgeführt.

Dabei konzentriert sich der oder die Tänzerin auf eine wichtige Frage, bittet für die Nacht um einen Traum

und um Hilfe, sich an diesen eingefangene Traum zu erinnern.

Die Mystik der Aborigines besagt das diese im Traum gezeigten Symbole,

meistens handelt es sich um Tierbilder, die Antworten enthalten.

Nokomis Legende vom Traumfänger

Eine Spinne webte mit Fleiss und Hingabe ihr Netz neben dem Schlafplatz Nokomis, der Grossmutter.

Jeden Tag beobachtete Nokomis die Spinne, wie diese leise und mit grosser Hingabe webte.

Eines Tages, als sie die Spinne beobachtete, kam ihr Enkelsohn herein.

“ Nokomis-iya“ schrie er, als er die Spinne erblickte. Er nahm einen Schuh und wollte die Spinne damit töten.

“ No-keegwa “ flüsterte Nokomis leise, verletzte sie nicht.

“ Warum schützt du die Spinne ”, fragte er. Sie sagte nichts, sondern lächelte ihn nur an.

Als der Enkel verschwand, kam die Spinne auf Nokomis zu und dankte ihr dafür, dass sie ihr Leben gerettet hatte.

“ So viele Tage hast du mir nun zugeschaut, wie ich mein Netz gesponnen und gewebt habe.

Du hast meine Arbeit bewundert. Als Dank für mein Leben, werde ich dir ein Geschenk machen! “

Sie ging zu ihrem Netz und begann zu spinnen.

Schon bald glitzerten die Mondstrahlen auf ein wunderbares Flechtwerk.

“ Erkennst du, wie ich spinne?“, fragte die Spinne die Großmutter.

“ Schau mir zu und lerne daraus. Denn jedes Netz wird böse Träume fangen und festhalten.

Nur die guten Träume gelangen durch das schmale Loch in der Mitte.

Das ist mein Geschenk an Dich ! Benutze es, und nur deine guten Träume bleiben in deiner Erinnerung !

Die schlechten werden sich hoffnungslos im Netz verfangen.

Wenn das Morgenlicht sie dann berührt, werden sie zerstört.

 Nach einer anderen Erklärung schweben die Träume auf der Suche nach ihrer Bestimmung durch die Nacht.

Die bösen Träume verfangen sich in den Netzen des Dreamcatchers und vergehen in der Wärme der Morgensonne.

Die guten Träume aber,

die den richtigen Weg kennen,

gelangen leicht über das Loch in der Mitte hinweg und wandern zum unteren Rand des Traumfängers.

Auf ihrem Weg nehmen sie all die positiven Energien auf, die von den eingewebten Perlen und Steinen ausgehen,

und gleiten schliesslich sanft über die weichen Federn des Dreamcatchers

hinunter auf die Schlafenden......